Über 300 Jahre Hofener Mühle: 1710 bis heute
Ein kurzer Abriss der Geschichte
1710 Am 3. September 1710 stellt Friedrich Wilhelm Müller aus Schadeck einen Antrag "in der Herrschaft Runkel untig Hofen einen neuen Mühlenbau" errichten zu dürfen.
Den Antrag richtet er an die Verwaltung der damaligen Grafschaft Wied-Runkel (ab 1791 Fürstentum). Regierender Herr ist Graf Johann Ludwig Adolf zu Wied-Runkel. Der Bereich Runkel wird von seiner Mutter, der Gräfin Sophia Florentina verwaltet.
Die Gräfin erteilt eine schriftliche Baugenehmigung die Mühle errichten zu dürfen, den "Mühlen-Brief". Es entstehen eine Getreidemühle und eine Ölmühle. Als Wasserpacht sind
"13 Malter gutes reines Korn für die Getreidemühle und sechs Taler für die Ölmühle" an den herrschaftlichen Speicher in Runkel zu entrichten. Die Mühle ist von Anfang an keine Bannmühle, d.h. der Müller darf für jeden mahlen und jeder kann sein Getreide bringen.
1740 werden weitere Gebäude errichtet. Dies geht aus dem Spruchbalken über dem Eingang des Mühlengebäudes hervor: "IM JAHR ANNO 1740 HAT VALENDIN WAHN UND ANNA MARIA DIESEN PAU ERPAUET"
1776 wird die Mühle in der Frankfurter Reichs-Post-Zeitung und dem Dillenburgischen Intelligenzblatt ausgeschrieben und für 930 Reichstaler und 30 Kreuzer an Johann Pfeiffer verkauft. Dessen Frau Margarete Emmelius gehört einer Dynastie von Kirchenleuten an. Ihr Großvater war der Kirchenrat Johann Ludwig Conrad Emmelius, vom dem ein Gemälde aus dem Jahre 1743 existiert, das heute in einem der Caféräume der Hofener Mühle hängt. Dessen Urgroßmutter Anna Neuendorf wurde 1643 in Greifenstein bei Herborn als Hexe hingerichtet. Die Dynastie lässt sich zurückverfolgen bis Hans Emmel, der um 1450 im Roten Buch der Solms-Braunfelsischen Besitzungen erwähnt wird. Ende des 16. Jahrhunderts war es bei den gebildeten Schichten Mode, die Namen zu latinisieren, aus Emmel wurde Emmelius. Das war schick und modern zu dieser Zeit.
1855 Zwei Generationen später errichtet die Enkelin von Johann Pfeiffer und Ihr Mann ein weiters Gebäude, was auf dem in die Hauswand eingelassenen Marmorbrunnen dokumentiert ist "Errichtet im Jahr 1855 von den Ehleuden Wilhelm Werner und Christiane geb. Pfeiffer"
1868 Ihre Tochter Jacobine Werner heiratet Carl Heinrich Dorn aus Hofen. So tritt die Linie Dorn vor knapp 150 Jahren erstmals in die Geschichte der Hofener Mühle ein.
1892 Im Stockbuch wird der Gebäudebestand genauer beschrieben. So befinden sich im Mühlengebäude neben dem eigentlichen Mühlenteil eine Stube, zwei Kammern, ein Speicher, im Nebengebäude diverse Kammern, ein Gesindezimmer und zwei Mädchenzimmer.
1913 Karl Heinrich Dorn und seine Frau errichten an der Stelle der bis dahin betriebenen Ölmühle eine Anlage zur Stromerzeugung.
1922 Der Transformatorturm wird errichtet, um die beiden Nachbarorte Hofen und Schadeck von der Mühle aus mit Strom zu versorgen. Dies war bis Ende der 20er Jahre möglich. Danach steigt der Strombedarf sehr stark an und die Haushalte müssen an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden, welches vor allem durch Braunkohlekraftwerke betrieben wird.
1936 Das alte eiserne große Wasserrad ist nicht mehr funktionsfähig und wird durch eine Turbine ersetzt.
1940 Heinrichs Sohn, Otto Dorn, führt einige Erneuerungen durch, die aber wegen der Umstände des 2. Weltkrieges teilweise unvollständig bleiben. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind durch den Mühlenbetrieb und die kleine Landwirtschaft sehr bescheiden.
1969 Die Mehlmüllerei wird eingestellt und 5 Jahre später auch die Schrotmüllerei. In den Folgejahren werden die landwirtschaftlichen Gebäude an Pferdehalter vermietet, die die zum Anwesen gehörenden umliegenden Wiesen als Pferdeweiden nutzen können.
1990 Weil die Mühle in ihrem Inneren mit ihren Maschinen und Anlagen noch vollständig erhalten ist, wird das gesamte Anwesen Hofener Mühle unter Denkmalschutz gestellt und gilt fortan als Kulturdenkmal.
1996 Gernot Dorn, der jüngste Sohn von Karl Otto und Elise Dorn, setzt die durch seine Eltern bereits begonnene Renovierung des Anwesens verstärkt fort. Die Räumlichkeiten werden zum Zwecke der Vermietung hergerichtet.
1997 Die Stromerzeugungsanlage mit der Ossberger Durchströmturbine und dem asynchronen 380 Volt Drehstromgenerator wird modernisiert und mit einer automatischen elektronischen Regelung versehen. Die Anlage konnte bis zu 60.000 KW Strom im Jahr erzeugen, was dem Strombedarf von 12 bis 15 Haushalten entspricht. Strom, der nicht selbst verbraucht wird, wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist.
2000 Die Räumlichkeiten werden zu Gästezimmern ausgebaut und in einem der Gebäude wird ein Café eingerichtet. Der Scheunenbereich wird für Veranstaltungen und Feiern hergerichtet.
Heute wird die Hofener Mühle von Gernot Dorn und seinem Sohn Lars betrieben und ist ein beliebtes Ausflugsziel und Veranstaltungsort für private und betriebliche Feiern sowie für Seminare und Tagungen.